Ein Konzept ohne Ablaufdatum

Gleich neben dem Zytgloggeturm ist das Hotel und Restaurant Roter Turm. Seit 25 Jahren wird dieses von Peter Basler geführt.

 

Vor 25 Jahren hat Peter Basler das Hotel am Zeitglockenturm in der Solothurner Altstadt übernommen. Bewusst habe er damals auf traditionelle Werte gesetzt und die Geschichte des Hauses auch in Architektur und Ausstattung erhalten wollen, sagt Basler.
Als er die Leitung des Hotels übernahm, erhielt er für das operative Geschäft und Konzept freie Hand. Basler wusste dies zu nutzen. Anlässlich eines Umbaus mit Sanierung von Küche und Gaststube, der sogenannten Turmstube, setzte er vier Jahre nach der Übernahme des «Roten Turms» auf den Erhalt der Grundstrukturen des Gebäudes. «Ich wollte dem Haus die Seele nicht nehmen», fügt Basler an. Mit sanften baulichen Veränderungen wie etwa dem Einbau von zwei Deckenbogen konnte beispielsweise die Weite der Gaststube optisch gebrochen werden.
Das Konzept einer traditionellen Ausstattung und einer traditionellen Küche bewährte sich. Nach dem Einbruch durch die Coronakrise läuft es in der «Turmstube» wieder rund. Dabei zieht der «Rote Turm» nicht etwa nur nostalgieverliebte Gäste an. Die Gäste kämen aus allen Schichten, so Basler. «Neben Geschäftsleuten im Anzug sind ebenso Handwerker oder an Samstagen Marktleute anzutreffen, bunt durchmischt», so Basler. Und genau das wolle er mit seinem Team – ein Gasthaus für alle sein.

 

Gaststätte ist zentraler Begegnungsort

Basler sieht auch eine soziale und gesellschaftlich-kulturelle Aufgabe als Gastgeber. Für viele sei der persönliche Kontakt, das kurze oder manchmal auch längere Gespräch wichtig. Auch für das kulturelle Leben wie beispielsweise die Fasnacht, die Filmtage oder die Literaturtage seien Gaststätten eine zentrale Begegnungsstätte. Nicht zuletzt spielt der «Rote Turm» auch als Arbeitgeber für rund 30 Angestellte eine nicht unbedeutende Rolle. In den 25 Jahren haben im Betrieb etwa 60 Lernende ihre Ausbildung in der Küche, im Service oder der Hauswirtschaft abgeschlossen. Beim Thema Ausbildung stellt Basler fest, dass es heute schwieriger geworden sei, Lernende zu finden, die die Ausbildung durchziehen und Krisen während der Ausbildung überwinden, ohne abzubrechen. Aber auch die Gäste hätten sich verändert. Während früher der Gang in das Wirtshaus noch viel mehr nach parteipolitischen Grenzen stattgefunden habe, sei dies heute stark aufgeweicht.
Weiter hält Basler fest, dass heute nicht mehr das Essen allein zähle, sondern auch die Ambiance, der Stil. Dies sei wichtig und zähle neben der Qualität der Speisen ebenso. Gerade in dieser Hinsicht habe sich sein Konzept des Traditionellen eben bewährt. Dieses habe kein Ablaufdatum.

 

Bekannte Gesichter in der Stube

Auffallend neben den Antiquitäten sind Porträts vom Künstler und Karikaturisten Klaus Peter Robert Cadsky, bekannt unter dem Künstlernamen Nico, die zahlreich eine Wand zieren. Er war oft Gast in der Turmstube und zeichnete während des Wartens auf das Essen Stammgäste auf sein Tischset, darunter auch viele bekannte Gesichter aus Solothurn.
Cadsky zeichnete Karikaturen für verschiedene Tageszeitungen und den «Nebelspalter». Dies war für Basler ein spezielles Erlebnis. In einer Gesamtschau meint er rückblickend, dass er ein Buch schreiben könnte; über ernste Geschichten, aber auch mit vielen witzigen Anekdoten. «Man wird auch mit den Gästen älter», hält er weiter fest.
Ob je ein Buch von Peter Basler erscheinen wird, bleibt offen. Genug zu erzählen hätte er. Dabei musste er Solothurn zuerst kennen lernen, nachdem er als Kind einmal auf einer Schulreise in der Stadt gewesen sei. Basler ist in Kölliken AG aufgewachsen und leitete vor der Übernahme des «Roten Turms» acht Jahre das ehemalige Hotel Europäischer Hof in Engelberg.

 

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